Keep it real.
TEXT: Julia Cretu
INTERVIEW-FOTOS : Andrada Cretu
TITELBILD: Johanna Godehart
Lea, 25, ist Grafikdesignerin, YouTuberin und betreibt ihren Instagram-Account @leasvibe. Die gebürtige Weißenhornerin ist in Nersingen aufgewachsen, lebte für zwei Jahre in Berlin und ist seit drei Jahren in Ulm zuhause. Mit uns sprach sie über soziale Medien, ihre Ex-Beziehung, Selbstliebe, Sport, darüber, wie sich ihr Leben in den letzten Jahren verändert hat und natürlich über ihren Kater Nero.
Wie war es für dich nach Berlin zu ziehen?
Lea: Meine Freunde auf dem Dorf haben immer gesagt: „Du machst YouTube? Das machen doch nur Leute, die total verrückt sind oder in die Öffentlichkeit wollen!“ Die konnten das an mir nicht mögen. Berlin hat mich gelehrt, dass ich mich nicht dafür schämen muss. Dort habe ich mich das erste Mal akzeptiert gefühlt. Die Leute dort fanden cool, was ich mache. Das hat mir geholfen und das konnte ich hierher mitbringen, nach Ulm. Mittlerweile habe ich mich im schwäbischen Ländle wieder eingelebt.
Was postest du hauptsächlich?
Hauptsächlich meine Erfahrungen. Ich schreibe lange Texte und spreche über Gefühle und wie man leichter durchs Leben kommt.Ich schreibe auch über negative Erfahrungen und ich finde es cool, wenn man damit eine Person anspricht, die durch etwas ähnliches geht und der ich damit vielleicht helfen kann.
Wieso nutzt du Instagram?
Ich nutze Instagram gerne als Plattform, auf der man sich austauscht. Sie inspiriert mich sehr. Und mittlerweile nutze ich Instagram auch für meinen YouTube-Kanal, als weitere Verbindung zu Leuten, die mir folgen.
Wie oft bist du online?
Früher war ich sehr viel online. Irgendwann habe ich einen cut gemacht und war fünf Wochen lang nicht online, weil es mich gestresst hat, wenn ich nichts zu posten hatte. Mittlerweile poste ich ein Mal am Tag etwas, wenn ich Bilder habe. Wenn nicht, dann nicht. Ich würde sagen ich bin ungefähr eine Stunde am Tag online.
Wie findest du da die richtige Balance?
Das hat bei mir lange gedauert. Ich hatte lange den Druck, viel machen zu müssen, eine gewisse Qualität leisten zu müssen und dann noch die Followerzahl hochzutreiben. Ich war eine Zeit lang nahe am Instagram-Burnout, da habe ich mir gesagt: „Okay, ich muss das Ding jetzt löschen.“ Mittlerweile sehe ich das alles viel entspannter, weil ich mich gefragt habe, was mir diese Followerzahl bringt. Mir ist klargeworden, dass ich ganz andere Ziele im Leben habe, die mir mehr Wert sind. Es muss nicht „The bigger, the better“ sein. Ich versuche die Zahlen auszublenden und zu sagen: „Ich mach das, weil es mir Spaß macht!“
„Es geht darum, dass man sich selbst so akzeptiert, wie man ist …“
Du erzählst auf deinem Account von der toxischen Beziehung, die du hattest und wie du gelernt hast, dich selbst zu akzeptieren.
Ich war in einer Fernbeziehung, als ich in Berlin gewohnt habe und war eigentlich glücklich. Ich war als Kind sehr übergewichtig, und deshalb war es mein Ziel, richtig dünn zu sein. Ich habe geglaubt, dass das dann mehr „Ich“ sein würde. Mein damaliger Freund wollte auch, dass ich dünner werde. Je näher ich dem Ziel kam, je „schöner“ ich wurde, desto schlimmer wurden seine Kommentare und desto weiter haben wir uns entfernt, weil ich immer mehr kapiert habe, dass ich, egal wie dünn ich wurde, ihm immer noch nicht perfekt genug war. Ich habe dann viel an mir gearbeitet, mich damit beschäftigt, wie ich eine bessere Beziehung zu mir selbst aufbauen kann.
Nach der Trennung bin ich in ein großes Loch gefallen. Mein Vater hatte in dem Jahr einen sehr schlimmen Unfall. Ich musste auf die harte Tour lernen, nicht mehr das kleine Mädchen zu sein. Und ich wollte verstehen, wo es herkommt, dass ich geglaubt habe, ich wäre schlechter als andere, nur, weil ich ein bisschen dicker war. Seit ich viele Antworten für mich gefunden habe, kann ich sagen: Glücklichsein hat nichts mit der Kleidergröße zu tun. Sie definiert dich nicht.
Toxische Beziehungen sind in den letzten Jahren immer mehr Thema. Wieso?
Ich glaube, dass mehr Leute offen darüber reden. Ich denke, das gab es immer schon. Dadurch, dass ich das Thema geteilt habe, habe ich von mehreren Frauen mitbekommen, dass es ihnen ähnlich ging. Das finde ich an Instagram so krass, dass Leute anfangen über Themen zu reden, die eigentlich nur hinter zugezogenen Vorhängen passieren.
Was hast du aus dieser Erfahrung für dich mitgenommen?
Dass man gut auf sich achtgeben muss. Man sollte sich fragen: „Was gibt mir diese Beziehung überhaupt? Bereichert sie mich?“ Es geht darum, dass man sich selbst so akzeptiert, wie man ist, dass man sagen kann „Nein, du darfst das nicht zu mir sagen, weil das nicht stimmt.“ oder „Ich kann nicht akzeptieren, dass du so mit mir redest!“
Wie ist es für dich, online so viel Privates preiszugeben?
Für mich gibt es natürlich Themen, die mir heilig sind. Auf der anderen Seite bin ich ein total offener Mensch. Wenn etwas richtig kommuniziert wird, habe ich kein Problem damit, private Dinge zu teilen. Ich habe es ja in meiner Hand was und wie ich es sage. Ich würde diese Dinge nicht teilen, wenn ich nicht bereit dazu wäre.
Wie hat sich deine Beziehung zum Sport verändert?
Nachdem ich mich ein Jahr lang komplett auf mich konzentriert habe und auf meine psychische Gesundheit, habe ich wieder angefangen Sport zu machen. Ich habe auf Instagram eine Mama kennengelernt, @emilyskyefit, die durch ihre Schwangerschaft zugenommen hatte und sich danach wieder runtertrainiert hat. In einer Story hat sie gesagt, sie mache das nicht, um dünn zu sein, sondern um sich gut zu fühlen. Da hat es zum ersten Mal in meinem Kopf geklingelt und mir klargemacht, dass ich immer nur Sport gemacht habe, um dünn zu sein oder zu bleiben. Heute mache ich es wirklich nur noch, weil es mir Spaß macht. Ich bin eine Person, die sich gerne bewegt. Das ist mein Ventil. Da kann ich gut abschalten. Ich habe in der Zwischenzeit auch wieder zugenommen und mittlerweile kann ich mich so akzeptieren. Daran ist auch meine jetzige Beziehung „Schuld“. Es gibt Menschen, die einem sagen, dass man so wie man ist, schön ist.
Was möchtest du noch lernen?
Ich würde gerne lernen, mir mehr Zeit zu lassen. Ich bin eine Person, die Dinge gerne sofort und schnell erledigen will. Und ich würde gerne sagen können „Hey, ich bin Lea, ich mache das und das ist gut so“.
Erzähl uns von deinem Kater Nero.
(lacht) Meine Insta-Cat Nero ist jetzt zwei Jahre alt. Er war für mich in der stressigen Zeit ein Ruhepol. Ich habe noch nie eine Katze kennengelernt, die so stark auf meinen Gemütszustand reagiert hat, wie Nero. Wenn ich aufgeregt bin, dann ist er auch aufgeregt. Er braucht viel Körperkontakt und Aufmerksamkeit. Du musst da sein und du musst dich mit ihm beschäftigen, sonst steigt er dir aufs Dach. Am Anfang bin ich fast verrückt geworden mit ihm aber als ich ein bisschen mehr zu mir gekommen bin, mit Yoga und Meditation, ist er auch ruhiger geworden. Ich musste erstmal kapieren, dass das was mit mir zu tun hat. Er erinnert mich daran, es ruhig angehen zu lassen.
Instagram: @leasvibe
Facebook: @leasvibe
Homepage: www.leasvibe.com
YouTube: www.youtube.com/c/leasvibe
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